Jens, du scheinst wirklich nicht in der Lage oder gewillt zu sein, das Spiel als Spiel zu betrachten. Als eines, das vor allem Spaß machen soll. Ich kann natürlich nur für unsere Seite sprechen, aber wir haben im Grunde seit dem 40er Spieljahr kontinuierlich nur nach Möglichkeiten gesucht, um die Partie überhaupt motivierend fortsetzen zu können:
1) Der Aufbau des DR war höflich gesprochen "ausbaufähig", da Arne kostspielige Punkte wie CA-Korps, ausreichende Mengen HQs usw. nicht so sehr gewürdigt hatte, wie es in dieser Mod nötig ist. Alleine schon das Durchwühlen durch Frankreich zeigte das recht deutlich. Ursprünglich hatte ich ja schon davor kapitulieren wollen. Hier haben Tristan und ich bis Barbarossa versucht, umzukrempeln und nachzuholen, was immer nur ging. Was Italien an Kampftruppen hatte, stand im Frühjahr 41 bei Tobruk, geschätzt 35 bis 40 Divisionen. Nur dann hat Tristan konstatiert, dass er mit den vorhandenen Mitteln keinerlei Chance hätte, bis zum Winter auch nur Kiev zu erreichen, geschweige denn Kessel zu errichten. Deutsche Verstärkung für Afrika stand völlig außer Frage. Ergo musste ich Hals über Kopf Afrika evakuieren, den Küstenschutz übernehmen, deutsche Truppen freisetzen und meine mechanisierten Nachbauten nach Russland schicken. Ohne dieses Manöver wäre ein Abbruch des MP durch Kapitulation der Achse bereits damals in der Luft gelegen.
Dass Gerrit in Indien damit Probleme bekommen würde, war die logische Folge. So weit stimme ich Dir zu und ich behaupte auch nicht, dass es nur an den Einheitenverkäufen lag, dass Burma undurchdringlich wurde. Allerdings konntest Du dank der Verkäufe viel früher als von uns geplant eine Blockade errichten und die britischen Einheiten aus der Front lösen. Dass offenbar keine Truppen aus Burma abgezogen werden mussten, um die japanische Invasion in Indien zu kontern, ist schon ein recht deutlicher Hinweis. (Diesen Abzug zu provozieren war in der Tat ihr Hauptzweck.) Selbst wenn es wirklich weniger als zwei Dutzend verkaufte Bodentruppen waren, so scheinen sie doch für Dich enorm bedeutend gewesen zu sein, wenn man Deine Äußerungen über Verkaufsregeln bedenkt. Hier kleinreden und dort betonen, wie essentiell wichtig sie sind, passt nicht zusammen.
2) Das Friedensangebot der finnischen KI wurde deshalb zum Politikum, weil hier Thomas - da er wohl dachte, ein reguläres Event vor sich zu haben - einfach zugestimmt hat, ohne die motivatorischen Folgen zu bedenken. Wie wärt Ihr Euch denn an unserer Stelle vorgekommen, wenn da einfach mit einem einzigen Klick die Anstrengungen von Spielmonaten umsonst hätten sein sollen? Das wäre vergleichbar damit, dass auf einmal Kanada oder das Raj Frieden mit der Achse schließt. Der Unterschied liegt nur darin, dass Finnland das bisher dank des Separatkrieges konnte, Kanada oder das Raj aber nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass bei der Tragweite des Klicks Thomas vorher mal kurz anklingelt und sagt "Leute, ich habe hier etwas, das den Spielverlauf in einem einzigen Moment drastisch beeinflussen kann...".
Nicht Alles, was die Engine ermöglicht, sollte gemacht werden. Ansonsten läuft man Gefahr, dass die Mitspieler frustriert hinschmeißen. Das hier war so ein Fall.
3) Die Nichteinnahme Moskaus hat mich auch geärgert. Ich habe mich da einige Male bei Tristan im TS beschwert, weil ich das Event ja immerhin für diesen Fall geschrieben hatte. Da kam dann aber schon der Eindruck bei ihm - und wohl auch bei mir, denn ich hab da letztlich seinen Plan unterstützt - durch, die Achse käme so oder so eh nur bis zur Wolga und sitze dann endgültig fest. Da Japan keinen Offensivdruck aufbauen konnte und wir das wenigstens teilweise alliierten, in unseren Augen grenzwertigen Aktionen wie dem Einheitenverkauf zuschrieben, planten wir das Rauszögern des Moskau-Triggers als Ausgleich. Wir würden also die nächste reguläre Kampfwertsteigerung der SU zum Winterbeginn abwarten, Moskau einnehmen und somit auch die letzte Stufe freischalten. Da wirkte sich dann das aus, was ich schon als "Eskalationsspirale" bezeichnet habe. In unseren Augen haben wir darauf reagiert, dass die andere Seite auch im regelfreien Raum agiert hat.
Was ich mit diesen Beispielen verdeutlichen will: Euch mag es so erscheinen, als hätten wir in diesen Punkten halsstarrig, diskussionsresistent und egoistisch gehandelt. Mindestens genauso oft kam es uns aber in diesem Spiel genauso vor. Ich unterstelle hier nicht die Absicht, das MP zu kippen, sondern muss einfach konstatieren, dass zwei Spielphilosophien aufeinander trafen, die sich beißen.
Ja, ich habe ganz offensichtlich ein anderes Bild davon, mit welchen Mechaniken und Schwerpunkten ein MP in HoI2 ablaufen sollte als Du es hast. Ich denke, ich wäre entsetzt schon nach der ersten Partie abgesprungen, wenn ich in einem der von Dir vielzitierten MPs mit Büh und Konsorten angefangen hätte und nicht hier in dieser angenehmen Runde. Gerade Gerrit und Thomas haben sehr oft die historischen Möglichkeiten im Hinterkopf, wie man an ihren Ausführungen merkt. Und auch ich denke schlicht oft nicht zuerst in den Optionen, die die Engine bietet, sondern entwickle Pläne auf Grundlage der Geschichte. Dazu gehört, dass ich in all den Jahren eben nicht manche Dinge ausprobiert habe, die ich von vornherein als unrealistisch oder widersprüchlich zur sonstigen Spielphilosophie angesehen habe. Du hast diese Dinge in MPs als normal erfahren oder selbst ausprobiert.
Nun treffen wir aufeinander und wir fühlen uns beide missverstanden, weil unsere jeweilige Strategie, die wir über Jahre verinnerlicht haben, gegenseitig in Frage gestellt wird. Deine beinhaltet das Nutzen von Enginefunktionen, die ich entweder nicht kenne/kannte oder die ich schlicht für Fehler halte und deshalb nicht nutze. Die Reaktion auf unsinkbare britische Konvois, auf eine verkaufte französische Armee, auf ein verscherbeltes Kolonialreich in Afrika, auf eine Rekrutierung der gesamten westlichen Welt weit vor dem historischen Zeitpunkt und zur Verteidigung britischer Küsten...das war eben bei der Achse das Meckern über das Wegklicken unserer Nordfront und die verzögerte Einnahme Moskaus.
Es war nur ne Frage der Zeit, bis die Liste lang genug wurde, dass einer frustriert hinwirft. In diesem Fall bin ich das, wobei ich da Tristan und Gerrit hinter mir weiß. Unterstell mir da ruhig Sturheit und Unkenntnis...letzteres stimmt sogar auf jeden Fall, denn die Landemöglichkeit ohne Strand oder Hafen kannte ich absolut nicht...aber im Gegenzug musst Du Dir gefallen lassen, dass ich Dir (aus meiner Sicht) Tricks und Mogeln sowie bisweilen mangelnde Rücksicht auf die Stimmung im Spiel unterstelle.
Wie oben schon geschrieben: Nicht alles, was die Engine hergibt, sollte meiner Meinung nach gemacht werden, gerade wenn es großen Einfluss auf den Spielverlauf hat. Hier muss man sich hinterfragen, in welcher Runde man spielt. Konkret: Wenn Dir seit Spieljahr 41 bewusst war, dass wir rund um die Welt die Küsten ohne Strände oder Häfen nicht besetzen, wäre es fair gewesen, nicht auf dieser offensichtlichen Unkenntnis die gesamte Invasionsstrategie aufzubauen und uns so vor den Kopf zu stoßen. Egal ob eine Miliz zur Sicherung gereicht hätte: Wir wussten es schlicht nicht!
Die Achse, das DR und Japan eingeschlossen, sieht dieses Spiel mit einer geglückten Landung der Alliierten in fast allen Ecken Mitteleuropas als verloren bzw. nicht mehr gewinnbar an. Eine Motivation zur Fortführung gibt es nicht mehr. Das Verhindern der Landung, im Zweifelsfall auch des zweiten, dritten oder vierten Versuchs bis nach 1944 hinein, war die primäre strategische Option, trotz hunderter Divisionen, die wir zum Schutze Westeuropas bereits jetzt abgestellt haben. Unsere ganzen Verteidigungsbemühungen wurden nun aber einfach umgangen und eine Chance zur Eindämmung existiert nicht.
Im konkreten Fall dauern Verlagerungen von ausreichenden Truppen aus dem Osten inkl Loslösung von der Front so lange, dass die Alliierten bis dahin die Kapitulation Bulgariens, Rumäniens und Ungarns erzwungen haben werden, was wieder Lücken in der Sicherung reißt, wo gelandet werden kann...wenn nicht die 70 noch fehlenden Einheiten in Nordafrika sowieso in einer der ungesicherten strand- und hafenlosen Provinzen an Land geschickt werden. Eine strategisch aussichtslose Lage. Dass es dazu kommen würde, damit haben wir schon länger gerechnet, streng genommen seit 1940. Mir wäre nur lieber gewesen, die Sache wäre mit weniger Tricks abgelaufen und auch mit weniger gegenseitigem Hochschaukeln bei grenzwertigen Aktionen.
Mit anderen Worten: Die Alliierten haben gewonnen. Glückwunsch.

